„Sie haben im Ausland einen Gesundheitsfachberuf gelernt und möchten diesen in Deutschland ausüben. Dafür müssen Sie Ihren Berufsabschluss anerkennen lassen. Im Rahmen des Anerkennungsverfahrens in Bayern müssen Sie in der Regel auch eine Fachsprachprüfung erfolgreich ablegen.“ (Quellennachweis)
Anhand dieses Zitates wird deutlich, dass die bisherigen Rufe und Forderungen nach stärkeren (höheren) Sprachkompetenzen in den Heilberufen berechtigt waren und sind. Andere Bundesländer planen ebenfalls die Einführung von Fachsprachenprüfungen für Gesundheitsfachberufe.
Betroffen sind die folgenden Gesundheitsfachberufe:
Altenpfleger/in
Diätassistent/in
Ergotherapeut/in
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in
Gesundheits- und Krankenpfleger/in
Hebamme und Entbindungspfleger
Logopäde/Logopädin
Masseur/in und medizinische/r Bademeister/in
Notfallsanitäter/in
Orthoptist/in
Pflegefachfrau/-mann
Physiotherapeut/in
Podologe/Podologin
Technische Assistenten
Anästhesietechnische/r Assistent/in
Medizinisch-technische/r Assistent/in für Funktionsdiagnostik
Medizinisch-technische/r Laboratoriumsassistent/in
Medizinisch-technische/r Radiologieassistent/in
Operationstechnische/r Assistent/in
Pharmazeutisch-technische/r Assistent/in
Veterinärmedizinisch-technische/r Assistent/in
Warum das B2-Sprachniveau für Gesundheitsfachberufe nicht ausreicht
In der heutigen globalisierten Welt ist die Beherrschung der Sprache ein entscheidender Faktor für den Erfolg in vielen Berufen. Dies gilt besonders für (alle) Heilberufe, in denen präzise Kommunikation lebenswichtig ist. Obwohl das B2-Sprachniveau im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) als "selbstständige Sprachverwendung" definiert wird, reicht es oft nicht aus, um den hohen Anforderungen bei den Gesundheitsfachberufen gerecht zu werden.
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen
Gesundheitsfachberufe, wie Pflegekräfte und Therapeut*innen, stehen täglich vor komplexen Kommunikationssituationen. Sie müssen nicht nur medizinische Fachbegriffe verstehen und verwenden, sondern auch in der Lage sein, einfühlsam und klar mit Patienten und deren Angehörigen zu kommunizieren. Dies erfordert ein hohes Maß an Sprachkompetenz, das oftmals über das B2-Niveau hinausgeht.
Missverständnisse und ihre Folgen
Missverständnisse in der Kommunikation können schwerwiegende Folgen haben. Ein falsches Verständnis einer Diagnose oder einer Behandlungsempfehlung kann die Gesundheit des Patienten gefährden. Daher ist es unerlässlich, dass Gesundheitsfachkräfte über ein sehr hohes Sprachniveau verfügen, um solche Risiken zu minimieren.
Aktuell ist es so, dass Fachkräfte der Gesundheitsfachberufe mit einem B2-Sprachniveau im Rahmen der Anerkennung (des im Ausland erworbenen Diploms) eine Anpassungsqualifizierung von knapp einem Jahr in einer therapeutischen Einrichtung oder Klinik/Praxis durchlaufen müssen.
Viele Kandidat*innen bewerben sich, erhalten jedoch immer wieder eine Absage; und das, obwohl doch Fachkräfte dringend benötigt werden. Woran liegt es?
Vorrangig werden die Ablehnungen von den Einrichtungen und Arbeitgebenden mit „mangelnder Sprachkompetenz“ begründet. D.h. das erworbene „B2-Sprachniveau reiche nicht aus“.
Immer wieder bestätigen uns die Fachkräfte der Gesundheitsfachberufe selbst: „Ich habe jetzt die B2, soll in einer Klinik arbeiten, ich verstehe aber nicht viel und habe Angst, beim Patienten einen Fehler zu machen“.
Die brmi-Akademie für Heilberufe hat daher ein und andererseits diese Fachkräfte auch an den ersten Arbeitsmarkt mit berufsspezifischen Inhalten (Hospitationen) heranzuführen.
Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkompetenz
Das B2-Niveau soll eigentlich eine "selbstständige Sprachverwendung“ ermöglichen. In der Realität reicht es aber oftmals dafür nicht. Um eine tatsächliche Sprachbeherrschung der Gesundheitsfachkräfte auf diesem Niveau sicher zu stellen, bietet die brmi-Akademie für Heilberufe in 2025 eine AZAV-Maßnahme „B2+ für Gesundheitsfachberufe“ an.
In dieser Maßnahme werden nicht nur allgemeinen B2-Sprachkenntnisse, sondern auch fachspezifische Terminologien und Kommunikationsstrategien vermittelt. Die berufsfeldspezifischen sprachlich-kommunikativen Kompetenzen, die im Arbeitsalltag sowie in der Aus- und Weiterbildung (Anpassungsqualifizierung) relevant sind, werden während 600 Unterrichtseinheiten (UE) sowohl theoretisch durch Fachsprachenunterricht (B2+ Gesundheitsfachberufe) und praktisch durch Rollenübungen aus dem Praxisalltag (Telefonate, Laborwerte, Verordnungen etc.) vermittelt.
Hieran angeschlossen wird eine verpflichtende und gelenkte Hospitationsphase von ca. 3,5 Monaten, um die erworbenen berufsfeldspezifischen sprachlich-kommunikativen Kompetenzen – unter Aufsicht und Anleitung – in der Praxis anzuwenden. In dieser Hospitationsphase können sich auch die Fachkraft und die/der künftige Arbeitgeber*in „beschnuppern“ und ggfs. einen Vertrag über die Anpassungsqualifizierung bzw. Aus-/Weiterbildung abschließen.
Fazit
Das B2-Sprachniveau ist ein guter Ausgangspunkt, reicht jedoch nicht aus, um den hohen Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden. Ein höheres Sprachniveau ist notwendig, um eine effektive und sichere Kommunikation zu gewährleisten. Durch gezielte Maßnahmen zur Sprachförderung können Gesundheitsfachkräfte besser auf die Herausforderungen ihres Berufs vorbereitet werden. Die Bedeutung und Vorteile des B2+-Niveaus in Kombination mit einer Hospitation liegen auf der Hand.
Wir freuen uns auf diese neue Herausforderung und erhoffen uns hiermit eine gezieltere, sprachsicherere berufliche Integration der Gesundheitsfachkräfte in unseren Arbeitsmarkt.
Dezember 2024, Atilla Vurgun
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